Neulich hielt ich eine Yixing Teekanne in den Händen, gefertigt mit solcher Präzision, dass sie von einer maschinell hergestellten kaum zu unterscheiden war. Ich war zutiefst beeindruckt von der makellosen Arbeit, zuvor hatte ich eine solche Präzision noch nicht gesehen. Doch die Kanne selbst war langweilig. Sie war zu perfekt, eben so wie ihre Vettern vom Fließband. Diese Erfahrung brachte mich ins Grübeln, denn auch ich strebe in meiner eigenen keramischen Arbeit nach stetiger Verbesserung und Perfektion. Ich musste mich fragen: "Ist Perfektion wirklich das Ziel?"
Technische Perfektion in der Keramik zu erreichen, bedeutet, dass jedes Produkt exakt den Vorstellungen entspricht, die man im Kopf hat, ohne sichtbare Fehler oder Abweichungen. Diese Art der Perfektion erfordert herausragende Fähigkeiten und eine präzise Kontrolle über das Material und die Technik. Doch wenn ein Stück handgemachter Keramik nicht mehr von dem einer Maschine zu unterscheiden ist, was sagt das über das Handwerk aus? Ist das Handwerk dann nicht obsolet?
In meiner eigenen Arbeit habe ich gelernt, dass kleine Unvollkommenheiten einem Stück Charakter und Tiefe verleihen. Es sind die Spuren, die den Betrachter zu der Geschichte des Schaffens führen. Sie bieten die Möglichkeit, sich verbunden zu fühlen.
In unserer Gesellschaft, sind wir oft getrieben, das beste Ergebnis zu erreichen. Dementsprechend möchten wir auch nur das Beste, wenn wir etwas kaufen, denn alles andere wäre minderwertig. In Japan gibt es allerdings das Konzept des Wabi- Sabi, das die Schönheit in der Unvollkommenheit und Vergänglichkeit sieht. Diese Philosophie lehrt uns, dass es in der Kunst und im Leben nicht um makellose Schönheit geht, sondern um die Wertschätzung des Echten und Unvollkommenen. Diese Sichtweise steht oft im Gegensatz zu westlichen Idealen, in denen Unvollkommenheiten als Mängel gelten.
Doch auch bei uns merkt man einen Wandel. Die Kunden, die zu uns kommen, suchen oft nicht nach dem technisch perfekten Produkt, sondern nach etwas Echtem und Authentischem. Sie schätzen die handwerkliche Qualität und eine individuelle Note. Dies bestärkt mich darin, dass die Bewahrung der individuellen Handschrift wichtiger ist, als die blinde Nachahmung industrieller Perfektion.
Perfektion mag in manchen Augen das ultimative Ziel sein, doch in der Welt der Keramik ist es oft die Imperfektion, die ein Stück wertvoll macht. Es ist wichtig, dass wir als Handwerker nicht nur unsere technischen Fähigkeiten verbessern, sondern auch die kleinen Unregelmäßigkeiten wertschätzen, die unsere Werke wertvoll machen.
Ich lade euch ein, in den Kommentaren zu diskutieren. Lasst uns die Einzigartigkeit feiern, die nur durch die menschliche Hand entstehen kann.